In zwei Wochen 3.ooo Kilometer gefahren, ein paarmal ziemlich durchweicht gewesen, von Mücken zerstochen, Sonnenbrand, versehentlich durch Weinberge gebrettert, tolle Musik gehört, drei Kilo abgenommen – aber ich bin einfach nur happy und hatte super viel Spaß!
Es gibt Dinge, die muss man einfach mal machen. Zum Beispiel, seiner Lieblingsband („Älteste Boy-Band der Welt“!) ein paar Tage hinterher zu reisen. Coronabedingt waren seit Frühjahr 2020 alle Konzerte der Frontm3n ausgefallen (Infos zu Frontm3n siehe hier und hier), verschoben, gecancelt, bis auf ein verregnetes im August 2020, bei dem dann 80 Zuschauer waren…
Einige der verschobenen Konzerte nachzuholen und mit einigen neuen Terminen in diesem Sommer zu kombinieren, war die Herausforderung. Challenge accepted – sechs Konzerte in zehn Tagen, davon fünf an aufeinanderfolgenden Tagen, jeweils an anderen Orten und jedes in einem anderen Bundesland. Und nur zwei im Saal, die anderen vier draußen. Klingt anstrengend? War es auch – aber so geil!!
Die Daten:
28. Juli 2021, Regensburg, Thon-Dittmer-Palais, Open Air
5. August 2021, Aschaffenburg, Colos-Saal, drinnen
6. August 2021, Dexheim, Kulturhof, Open Air
7. August 2021, Saarlouis, Vauban-Insel, Open Air
8. August 2021, Krefeld, Kulturfabrik, drinnen
9. August 2021, Hamburg, Alsterschlösschen, Open Air
Das erste Konzert in Regensburg: die Band nervös und angespannt, schließlich waren sie im Grunde seit anderthalb Jahren nicht mehr aufgetreten. Alles ging gut. Naja, fast alles. Die Anspannung machte sich bemerkbar, aber nur für Fans, die jeden Song gründlich kennen und sich hier und da über völlig neue Akkorde wunderten. Die anderen haben vermutlich nicht mal was gemerkt. Und hey – nach so langer Pause, noch dazu live? Da hakt es immer mal irgendwo. Das Publikum jedenfalls ging begeistert mit, es wurde gesungen, geklatscht, getanzt – herrlich, das mal wieder live zu erleben!
In Aschaffenburg gab es ein Hybrid-Konzert im Colos-Saal- live vor Publikum und gleichzeitig online übertragen. Unsere Gruppe saß etwas weiter hinten (wobei bei der „Größe“ des Colos-Saales „hinten“ nicht wirklich „hinten“ ist). Vor allem ist die Akustik dort natürlich viel besser als direkt vor der Bühne. Und nachdem die Band sich seit Regensburg wieder richtig eingenordet hatte, vor allem akustisch Genuss pur!
Dexheim – wer weiß denn, wo das ist? Neben Oppenheim, etwa in der Mitte zwischen Mainz und Worms. In Oppenheim war auch das Hotel, in einem ehemaligen Amtsgericht – ein Haus mit viel Flair, behutsam modernisiert und original belassen, wo es irgend ging. Beste Empfehlung für jeden, der mal in die Gegend kommt!
Das Konzert fand statt auf einem Kulturhof in Dexheim, einem Weingut, den Innenhof liebevoll hergerichtet und vorzüglich ausgestattet für Aufführungen und Konzerte aller Art. Das Navi lotste mich von Oppenheim nach Dexheim hartnäckig über Wirtschaftswege mitten durch die Weinberge, aber gefunden habe ich den Kulturhof dann doch noch. Parken auf der Wiese, hintenrum. Die wiederum durchweicht war, nach dem Konzert musste man ohne Beleuchtung sein Auto wiederfinden und landete natürlich in irgendwelchen Pfützen. Von lehmverschmierten Radkästen ganz zu schweigen.
Von Dexheim am nächsten Tag nach Saarlouis, auch da war ich noch nie. Die ganze Stadt scheint aus irgendwelchen Bastionen, dicken Stadtmauern, Kanonen und ähnlichen Militaria zu bestehen. Ich besichtigte eine Kirche mit neugotischer Fassade und Beton-Innenraum – absolut atemberaubend! Und beschloss, mir die Stadtgeschichte doch mal näher anzusehen. Irgendwas mit deutsch-französischen Kriegen oder so… Jedenfalls scheint es dort hoch hergegangen zu sein.
Konzert auf der Vauban-Insel, mitten in der Saar (es war doch die Saar, oder?), ordentlich Mücken, am Nachmittag hatte es noch aus Kübeln gegossen (gerade, als ich auf Stadtrundgang war), aber am Abend glücklicherweise trocken. Also, zumindest von oben. Die Mücken finden immer noch Brutstätten und nutzen sie weidlich und beißen dann um sich.
Und am nächsten Morgen kam er dann tatsächlich, der Aussetzer: ich wachte auf und wusste geschlagene fünf Minuten lang nicht, in welcher Stadt ich bin. Und das um viertel vor sieben am Sonntagmorgen. Und als es mir dann endlich einfiel (anknüpfend an die Überlegung „was hast du gestern Abend gemacht?“) war ich natürlich vor lauter Nachdenken putzmunter. Das machte aber gar nichts, nach einem kurzen Frühstück startete ich um viertel nach acht Richtung Heimat und hatte die Autobahn für mich alleine. Während der Fahrt überlegte ich aber schon, wie es wohl einer Band geht, die wochenlang am Stück unterwegs ist…
Nächster Halt: Krefeld, Kulturfabrik. Zugegeben, in diesem Fall nicht wirklich ein Konzert, sondern ein kurzes Akustik-Set mit den Musikern, und anschließend Vorstellung des neuen Albums „Enjoy the ride“, das am 8. Oktober 2021 erscheinen wird (hier vorbestellen). Jeder Gast bekam eine Demo-CD mit nach Hause! Hab ich auch noch nie erlebt, dass man sich ein Album zusammen mit den Musikern anhört, sie erklärten jeden Song, wer ihn geschrieben hat, welche Geschichte dahintersteckt – und ich hatte das leicht ungute Gefühl, dass sie unsere Reaktionen beobachteten, während der jeweilige Song gespielt wurde. Ich kann mich aber täuschen… 😉
Diesmal eine Übernachtung zu Hause, und am nächsten Morgen Start in die entgegengesetzte Richtung: Hamburg. Dort Konzert auf einem Privatgelände, unterhalb des sogenannten „Alsterschlößchens“, an der Alster, ein ganz entzückendes Ambiente. Zumindest, wenn es trocken ist. Blieb es aber nicht. Pünktlich zu Konzertbeginn öffnete der Himmel seine Schleusen, es grummelte, goss und regnete in Strömen, wir packten eilig unsere Regenjacken und Ponchos aus und mussten uns dafür von den Musikern anhören, dass wir alle wie Pilze aussähen. Die hatten gut lachen, die standen trocken! Immerhin ging es im ersten Song „Bus Stop“ auch um „under my umbrella“, das passte dann sehr gut. Wie überhaupt der Regen für die Band Anlass zu spontanen Improvisationen war, die alle irgendwas mit Wasser zu tun hatten. Trotzdem und gerade deswegen war es zwar das bei weitem nasseste, aber auch lustigste Konzert! Die Stimmung war jedenfalls top! Und dann wieder die Frontm3n-Magie: bei „I’m not in love“ Feuerzeug rausgeholt und war wieder voll in den Siebzigern…
Das Hotel war sehr hübsch, das einzige vor Ort (Poppenbüttel) (ja, das heißt wirklich so), und demzufolge war die gesamte erste Etage mit Band, Management und Fans belegt. Eine Hotelbar gab es leider nicht, kein Lokal in der Nähe, in dem man das letzte Konzert der Reihe hätte begießen können, also improvisierten wir mit Roséwein-Flaschen vom Edeka, Zahnputzgläsern, weiteren Hotelgästen, die mit den Frontm3n überhaupt nichts zu tun hatten, eine Party auf der Eingangstreppe. Der Bewegungsmelder an der Eingangstür reagierte sehr empfindlich und sorgte für genügend Frischluft. Also auch alles corona-konform.
Tja, und nun wieder zu Hause. Der Konzertsommer ist zum Glück noch nicht vorbei, Menden und Bonn (jeweils Open Air) sollen noch folgen, hoffen wir mal, dass alles so stattfinden kann…
Ein paar Eindrücke: