#autorenwahnsinn, Tag 29 – Killed Darlings – Gelöschte Szenen

Killed Darlings: Poste eine Szene, die du aus einem Manuskript gelöscht hast.

Tatsächlich gibt es von „Spätsommer auf Borkum“ – neben einigen Umarbeitungen an Sätzen – nur eine ganze gelöschte Szene. Es tat mir zwar sehr leid, aber sie passte so nicht in den Ablauf. Was sich in dieser Szene abgespielt hat, wird an späterer Stelle in einem Nebensatz erwähnt. Und das reichte auch zum Verständnis.

Vorgeschichte: Marten hat festgestellt, dass er sich Hals über Kopf in die Braut seines Bruders verliebt hat. Seinen ungeschickten Versuch, sie zu küssen, quittierte sie mit einer schallenden Ohrfeige.
Marten fühlt sich bis auf die Knochen blamiert und flüchtet in seine Stammkneipe, wo er seinen Freund, den Inselpiloten Hinni trifft:

„Ich hab da eine Frau kennengelernt“, sagte Marten und starrte in sein Bierglas.
Hinni rückte mit seinem Barhocker näher. „Ich hab schon gehört“, raunte er.
Martens Kopf flog herum. Wie konnte Hinni von der idiotischen Szene vor dem Restaurant wissen?
„Die von der Wattwanderung, richtig?“, sagte Hinni und zwinkerte ihm zu. „So eine große Blonde, die dir nachgestiegen ist.“
Marten starrte ihn an. Eine große Blonde? Ihm nachgestiegen? „Und wann soll das gewesen sein?“
„Na, vorgestern. Du warst den ganzen Tag über schlecht gelaunt, stimmt doch, oder?“
Marten unterdrückte ein Schmunzeln. Ja, er war schlecht gelaunt gewesen, aber das hatte einen anderen Grund gehabt – Anne. Hinni war auf der falschen Fährte, und das war gut so. Das mit Anne ging ihn nichts an, zumindest so lange nicht, wie er seine eigenen Gefühle nicht sortiert hatte.
„Hey, was ist denn?“, fragte Hinni jetzt lauter, „versuchs doch bei der Blonden. Sie wohnt in der ‚Strandkrabbe‘, hab ich gehört.“
Hinnis Stimme war lauter und lauter geworden, und die ersten Blicke von den Nachbartischen verirrten sich zu ihnen herüber. Marten sah ein Ehepaar, das ihm bekannt vorkam und wahrscheinlich bei einer seiner Wanderungen dabei gewesen war. Jetzt steckten sie gerade die Köpfe zusammen und schienen zu beratschlagen, wer wohl gemeint war. Der Ehemann warf ihm hin und wieder einen misstrauischen Blick zu. Plötzlich hatte Marten keine Lust mehr, mit Hinni über Frauengeschichten zu faseln, zumal der schon ordentlich einen im Kahn hatte. Er schlug ein unverfänglicheres Thema an und zeigte auf Hinnis Glas. „Wie viel hast du denn schon? Musst du morgen fliegen?“
„Nee, nee“, lachte Hinni, „ich hab frei. Bis jetzt. Vielleicht entschließen sich morgen noch ein paar knusprige Gäste spontan, aber vor Mittag gehe ich nicht ans Telefon. Keine Sorge.“

Wie sich herausstellt, hat Hinni am anderen Tag doch einen Flug, und der endet beinahe tragisch…

#autorenwahnsinn, Tag 24 – Poste Dein Lieblingszitat

Poste uns dein allerliebstes Lieblingszitat aus deinem Manuskript.

Mein Lieblingszitat aus „Spätsommer auf Borkum“ ist eine Stelle aus einem Brief. Der Meeresbiologe Tammo, der auf Borkum lebt, schreibt an Anne zum Thema Konzerte und Theater:

„Wir haben auf unserer Insel nicht allzuviel Gelegenheit, Theater oder Oper zu sehen, genau genommen: gar keine. Ich besuche nach Möglichkeit Theatervorstellungen, wenn ich auf Reisen bin. Aber auf Borkum brauchst du das alles nicht. Wenn du Augen hast zu sehen, und Ohren, um zu hören, dann siehst du im Flug der Möwen über dem Wasser ein Ballett, dann hörst du in den Wellen und im Wind eine Symphonie, dann siehst du beim Sonnenaufgang über dem Ostland ein Gemälde.“

#autorenwahnsinn, Tag 18: Dein aktuelles Notizbuch

Wir lieben Notizbücher! Welches benutzt du aktuell?

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Auf diesem Foto ist links das Notizbuch, das ich im Moment noch in Gebrauch habe, und rechts das nächste – frisch erstanden als Andenken bei der Documenta in Kassel.

Ich mag dieses Format, das in etwa DIN A 5 entspricht, es passt in jede Handtasche, ist aber andererseits auch groß genug, dass ich vernünftig darin schreiben und nicht nur kritzeln kann, wie es bei noch kleineren Formaten der Fall wäre. Manchmal benutze ich auch Collegeblocks in DIN A 4, aber das habe ich oft das Verstau-Problem, wenn ich unterwegs bin.

#autorenwahnsinn, Tag 8 – Dein Sommer-Soundtrack

Genauer: Welche Lieder gehören in deinen persönlichen und/oder schreiberischen Sommer-Soundtrack?

Das hängt auch ein bisschen vom Buch ab. In „Zeit spielt keine Rolle„, das im Sommer 1969 spielt, hatte ich nur Hits aus der Flower-Power-Zeit im Ohr und auf dem Lautsprecher. Das hat beim Schreiben geradezu beflügelt. :-)

Da ich ausschließlich Liebesromane schreibe (ab und an mal einen Schuss Spannung), bevorzuge ich als Hintergrundmusik leichtere Kost, am liebsten instrumental, gerne Klassik oder Artverwandtes. Meine Allzweckwaffe beim Schreiben gefühlvoller Szenen ist er hier, William Joseph:

#autorenwahnsinn, Tag 7 – Wo schreibst Du bei gutem Wetter?

RadlerBei gutem Wetter hält es mich nicht drinnen. Am liebsten schreibe ich dann im Garten, oder manchmal in einem Café. Kapitel oder Ideen entwerfen klappt am besten, wenn ich mich bewege, auf Spaziergängen oder Radtouren. Da spreche ich einfach alles ins Handy, was mir einfällt, und tippe es abends zu Hause ein. Und meist ist das ein guter Einstieg, ich bin im Thema drin und schreibe gleich weiter.

DoppeltDasBuch: Rastloses Hirn

Wenn ich mich gedanklich mit meiner Geschichte beschäftigte, mache ich das nicht von 8.00 bis 12.00 Uhr, oder von montags bis freitags, oder nur am Wochenende – es ist ein ständiger Denkprozess, in dem alles, was täglich um mich herum passiert, einen Platz findet, wenn ich es irgend verwenden kann. Ich fürchte, eine Menge Kollegen und Freunden werden sich in dem fertigen Werk wiederfinden, entweder ziemlich genau porträtiert oder aber mit einzelnen Begebenheiten oder Zitaten.

Was aber macht man, wenn man gerade nicht am Computer sitzt oder einen Notizblock zur Hand hat? Da ich das iPhone schon allein wegen Twitter eigentlich immer dabei habe, nutze ich hier das Notizbuch. Es eignet sich zumindest für kurze Sätze oder einzelne Stichworte, die aber automatisch per Mail an meinen Rechner geschickt werden, wo ich sie dann einfach ausdrucken oder herauskopieren und verwenden kann.

Screenshot Notizblock
Screenshot Notizblock

DoppeltDasBuch: Ulysses

Schreibprogramm Ulysses, Screenshot
Schreibprogramm Ulysses, Screenshot

So sieht übrigens ein Schreibprogramm aus. Dieses hier heißt „Ulysses“ und ist in deutscher Sprache, auf englisch gibt es noch etliche mehr.
Das große Feld in der Mitte zeigt den Text, an dem man gerade aktuell arbeitet. Links unten kann man sich ein weiteres Kapitel aus Ausschnitt öffnen, um etwas nachzusehen, ohne den aktuellen Text zu verlassen. In der linken Spalte sieht man die einzelnen Kapitel mit unterschiedlich farbigen Reitern, so dass man Kapitel und Notizen trennen kann. Auf der rechten Seite oben ein großes Feld für Notizen, Textabschnitte, was auch immer man noch in den Text einarbeiten muss oder will, und rechts unten die Statistik, Titel, Anzahl der Anschläge usw. Die Größe der Felder kann man natürlich verändern und anders anordnen, je nachdem, was einem beim Schreiben an meisten entgegenkommt.
Gewitzte Leser entdecken hier übrigens die Rohfassung des ersten Kapitels… 😉