Meine Angewohnheit, Filme, die mir gefallen, mehrfach oder sogar vielfach anzusehen, stößt hin und wieder auf Unverständnis. Warum eigentlich? Man hört sich doch ein schönes Musikstück auch nicht nur einmal an, man betrachtet ein Kunstwerk ja auch nicht nur ein einziges Mal.
Es gibt eine Reihe Filme, die ich inzwischen auswendig mitsprechen kann. Die Auswahl geht quer durch den Garten, zugegeben meist Unterhaltungsfilme, aber die müssen schon auch gut gemacht sein. Nix mit „nackte Kanone“ oder so. Die von mir als Teenager so heißgeliebten Filme mit Terence Hill und Bud Spencer finde ich inzwischen nur noch blöd.
Von nicht unbeträchtlicher Länge dagegen ist die Liste allgemein populärer Filme, die ich NOCH NIE gesehen habe. Um nur einige Beispiele zu nennen: „Psycho“. Auch nicht „ET“. „Dirty Dancing“ ebenfalls nicht, was regelmäßig zu allgemeiner Verwunderung führt, weil ich den Witz mit der Melone nicht verstehe. Und schon gar nicht „Kevin allein zu Haus“. „Star Wars“ hab ich gesehen (vor ein paar Jahren, auf DVD), kann mich aber an nichts erinnern. In der Vorweihnachtszeit halte ich mich immer sehr bedeckt, wenn von den „Nüssen für Aschenbrödel“ die Rede ist. Man ahnt es: noch nie gesehen.
Was ist der Grund? Die meisten zeitgenössischen Filme bilden nun einmal die Zeit ab, in der sie entstehen. Es gibt bestimmte Modewörter und Anspielungen, auch wenn die nicht einmal bewusst eingebaut werden, die man später nicht versteht. Bestimmte Stimmungen und Sichtweisen, die man später nur schwer nachvollziehen kann. Manchen Film schaut man als Kind im Fernsehen und ist so ungeheuer beeindruckt, dass man den Film auch später noch immer wieder ansieht, weil sich das wunderbare Geborgenheitsgefühl der Kindheit mit dem Sonntagnachmittag vor dem Fernseher wieder einstellt.
Manches ist aus irgendeinem Grund „Kult“. Die „Rocky Horror Picture Show“, Ende der Siebziger/Anfang der Achtziger und bis heute bei den Fans ein absoluter Kultfilm, man schmeißt mit Reis und sonst noch was – diesen Film habe ich damals nie gesehen. Und irgendwann später einmal kam er im Fernsehen und ich rätselte, was mir das alles sagen soll.
Fazit: Ich denke, Filme finden einen, wenn die Zeit dafür da ist. Wenn der Film gerade zu mir und meinem Leben passt. Vielleicht fange ich an, mich plötzlich brennend für einen bestimmten Regisseur oder Schauspieler zu interessieren und starte eine private Retrospektive, wo dann auch bisher nie gesehene Filme dabei sind. Oder ich verfalle der Demenz und schaue nur noch Kinderfilme. Es ist also gut möglich, dass ET und Norman Bates und Aschenbrödel irgendwann später in meinem Leben noch eine Chance bekommen.