Schwester Jordana: Auf einen Tee in der Wüste

Zu diesem Buch bin ich gekommen wie die sprichwörtliche Jungfrau zum Kind: „Ich hab hier noch ein Rezensionsexemplar“, sagt Jordanas Co-Autorin Iris Rohmann und drückt mir – im Austausch gegen mein eigenes – ein Buch in die Hand.

Eine Nonne, die mit einem Kamerateam in den Nahen Osten fährt? Ja, und? Kirche ist nicht so meins, Nonnen schon gar nicht, der Nahe Osten ist unübersichtlich und kompliziert … Aber gut, Reiseberichte interessieren mich immer, und diese Konstellation – Dominikanerschwester, junger Autor, eine gemeinsame Reise mit dem Auto durch mehrere Länder nach Israel – ist zumindest eine sehr ungewöhnliche. Alles scheint möglich.

Die ersten Seiten lese ich skeptisch. Aber das Buch gefällt mir, irgendwie. Schwester Jordana hat eine erfrischende und unverbrauchte Weise, an die Dinge heranzugehen, und zwischen der Fülle an politischen und religiösen Informationen über die Türkei, Syrien, den Libanon, Israel blitzt erfreulicherweise immer wieder gesunder Menschenverstand auf.

Erst im Laufe der Zeit lerne ich, warum Jordana eigentlich unterwegs ist, und dass es sich um eine vierteilige Serie im ZDF handelte. Das geht aus dem Buch nicht so deutlich hervor, und auch eine Karte wäre hilfreich gewesen, denn es ging ja um die Stationen eines der Kreuzzüge. Auf den Internetseiten des ZDF werde ich aber schnell fündig und habe nun auch die Bilder zum Buch.

Erkenntnisse? Um ehrlich zu sein: keine wesentlich neuen. Es ist glaube ich egal, wer mit wem und wo unterwegs ist, auf Reisen stellt man immer wieder fest, wie ähnlich wir Menschen uns trotz aller äußerlichen, religiösen und kulturellen Unterschiede sind. Jeder möchte genug zu essen, ein Dach über dem Kopf und Frieden und Sicherheit für seine Familie, ganz gleich, wo er lebt. Und wenn man neugierig genug ist, wie Schwester Jordana, kann man das in jedem Menschen und in jeder Kultur wiederfinden, man muss nur die Augen und sein Herz öffnen. Und ob die Stimme im Kopf und im Herzen nun Gott, Allah oder sonstwie heißt, ist eigentlich völlig egal – Hauptsache, wir hören auf sie.

Und, mit Verlaub: mich haben die Reise und die Erlebnisse sehr stark an eine andere große Reise erinnert: Long Way Round, die Motorradtour der Schauspieler Ewan McGregor und Charley Boorman rund um den Globus. Deren Erkenntnisse über sich selbst und Menschen schlechthin während und nach der Reise waren denen von Jordana ganz erstaunlich ähnlich, auch wenn sie mit ganz anderen Zielen aufgebrochen waren…

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