Auch wenn ich alle jetzt enttäusche: Der Sonntag beginnt bei – nie! – mit einem Buch (dazu bin ich früh morgens noch nicht in der Lage), sondern – immer! – mit einem kräftigen Ostfriesentee mit reichlich Kandis; zunehmend häufiger mit dem Online-Check der aktuellen Nachrichtenlage und/oder einer zunächst oberflächlichen Lektüre der Sonntagszeitung – mit gedanklichen Lesezeichen, welche Artikel ich später ausführlich und in Ruhe lesen möchte. Wenn ich endlich wach genug bin.
Fast immer gibt es zum Frühstück ein Ei (für mich nicht zwingend, für den Mann schon) und Hörnchen, nein, nicht vom Bäcker, sondern die schnöden aufgebackenen. Das Kleingedruckte auf der Packung, welche Zu- oder Untaten darin verarbeitet wurden, ignoriere ich geflissentlich. Ich bin kein Frühstücker. Normalerweise esse ich morgens gar nichts. Die Hörnchen sind ein Kompromiss zwischen dem knurrenden Magen des Ehemanns, meiner morgendlichen Appetitlosigkeit und der gefühlten Notwendigkeit, wenigstens am Wochenende Mahlzeiten gemeinsam einzunehmen.
Manchmal gibt es auch einen Hefezopf, den ich aber tags vorher bei einem bestimmten Bäcker besorgen muss, weil nur er diesen leckeren hat, und es nicht immer schaffe. So ist aus der Notlösung Aufbackhörnchen allmählich eine Gewohnheit geworden, die sicher auch wieder wechseln wird. Zurück zum Hefezopf. Oder zum frühen Aufstehen, damit ich noch backfrische, duftende Brötchen beim Bäcker bekomme. Das geht nur bis elf.
Und vor zehn Uhr darf man mich am Sonntag nur auf eigene Gefahr ansprechen.