Juan hat in dieser Woche die Nerven ein bisschen blank liegen…
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Juan antwortete nicht sofort. Er pustete in seinen Kaffee, weil er noch heiß war, nippte vorsichtig, stellte die Tasse wieder hin und sah gedankenverloren aus dem Fenster.
“Die Fans sehen nur die Fassade, die vielen Reisen, Business Class im Flugzeug, Luxushotels, das Strahlen auf der Bühne, das Flirten, den Spaß, den wir haben. Scheinbar haben. Sie wollen Antworten auf alle ihre Fragen, und sie glauben, sie haben ein Recht darauf, sie zu bekommen. Manche sind so verrückt, dass sie meinen, wir seien nur auf Sex aus, oder sie erwarten, dass wir ihnen stehenden Fußes einen Heiratsantrag machen. Und das alles nur, weil sie glauben, mit dem Konzertticket haben sie uns gleich mitgekauft.“
„Und wenn die Lichter auf der Bühne ausgehen?“ fragte Kitty vorsichtig, „Was ist dann? Wenn Ihr ins Hotel zurückfahrt. Seid Ihr einsam?”
“Wir hängen pausenlos am Handy oder im Internet, um irgendwie den Kontakt zu Familie und Freunden zu halten. Nur um festzustellen, dass die Verbindung mit jedem Tag, den wir länger unterwegs sind, schwächer wird. So vieles ist missverständlich, wenn man sich nur schreiben kann.”
Kitty spielte nachdenklich mit dem Anhänger ihrer Kette herum. „Bist Du es nicht manchmal leid, Juan?“
Juan nickte kaum merklich, aber sah sie nicht an. “Das wäre undankbar, oder? “
Kitty schüttelte den Kopf. “Ich weiß, dass Du dankbar bist für alles, was Du hast. Aber Du hast auch hart dafür gearbeitet. Ich meinte, ob Du sie nicht manchmal satt hast, diese Fans. Fotografiert zu werden wie ein Tier im Zoo, nachts allein zu sein, immer wieder in einem anderen Hotelzimmer, morgens nicht zu wissen, wo Du bist, ständig angefasst, geküsst oder umarmt zu werden von wildfremden Menschen, geliebt zu werden nur wegen des Glamours.“
Juan drehte den Kopf zu ihr herum. „Irgendetwas in dieser Richtung, ja. Ich möchte einfach nur mit Respekt behandelt werden, nicht mehr und nicht weniger. Und ich habe nie die Chance zu zeigen, wie ich eigentlich wirklich bin, dann würde es noch viel schlimmer. Es ist ein extremes Leben zwischen Euphorie und Abscheu.“ Juan legte einen Arm um Kittys Schultern und küsste sie auf die Wange. „Wie ich wirklich bin, das weißt nur Du. Ich hatte ja überhaupt keine Chance, mich vor Dir zu verstecken.“
Kitty grinste. “Und Du wirst auch keine mehr bekommen.“