#autorenwahnsinn, Tag 7 – Wo schreibst Du bei gutem Wetter?

RadlerBei gutem Wetter hält es mich nicht drinnen. Am liebsten schreibe ich dann im Garten, oder manchmal in einem Café. Kapitel oder Ideen entwerfen klappt am besten, wenn ich mich bewege, auf Spaziergängen oder Radtouren. Da spreche ich einfach alles ins Handy, was mir einfällt, und tippe es abends zu Hause ein. Und meist ist das ein guter Einstieg, ich bin im Thema drin und schreibe gleich weiter.

#autorenwahnsinn, Tag 6 – Sommerlektüre eines Kollegen

Es geht heute darum, welches Buch eines Kollegen man aus vollem Herzen empfehlen kann.

Nee, so mache ich das nicht. Ich kann nicht einfach nur einen aussuchen. Ich interpretiere das jetzt einfach mal anders und empfehle eine/einen für das jeweilige Genre. :-)

Ich bin kein Fantasy-Leser, überhaupt nicht. Aber als Einsteigerlektüre halte ich das „Hexendorf“ von Nina Rabe (alias Susanne Ptak) für geeignet – mir hat es jedenfalls sehr gut gefallen.

Elke Bergsma begeistert mich mit ihren locker-leichten und trotzdem spannenden Krimis immer wieder. Deswegen eine Empfehlung für ihr neuestes Werk: „Zornesbrut“ (wobei alle anderen aus der Büttner-und-Hasenkrug-Reihe sich natürlich auch lohnen).

Etwas schillernd, was das Genre angeht, sind die Romane von Vanessa Mansini (alias Michael Meisheit) und bewegen sich irgendwo zwischen Liebesgeschichte und Krimi. Ich mag das sehr und empfehle die „Trixi“-Reihe „Im falschen Film“, deren Fortsetzung („Im falschen Film: 37 Stunden“) in Kürze erscheinen wird.

#autorenwahnsinn, Tag 5 – Urlaub mit Deinen Protagonisten

Untersberg, Salzburg
Untersberg, Salzburg
Präziser formuliert lautet die Herausforderung so:

„Wenn du mit deinen Protagonisten in den Urlaub fahren könntest … Welcher von ihnen würde dich begleiten? Wohin geht es?“

Auf diese Frage habe ich mich seit Tagen gefreut. Denn natürlich habe ich inzwischen eine genaue Vorstellung, mit wem, und auch ziemlich genau, wohin.

Natürlich würde ich mit Marten Bakker in Urlaub fahren! Er war die erste Figur, die für mein Buch feststand, er hat ein bis drei reale Vorbilder, und er wäre für Unternehmungen, wie ich sie plane, genau der richtige Partner, weil er die selben Interessen und Vorlieben hat. Marten ist kein Typ, der sich durch Reden produzieren und irgendwas „darstellen“ muss, Marten ist Marten, er ist authentisch. Solche Menschen mag ich, darauf kann man sich einstellen, ihr Wort gilt (auch wenn es manchmal ein grobes ist) und man kann sich auf sie verlassen. Außerdem bin ich in ihn verliebt, aber kein Grund zur Sorge: das war ich bisher in alle meine Protagonisten. :-)

Ich bin gerne draußen (siehe Tag 3), und Urlaub ist für mich vor allem: aktiv. Viel bewegen, wandern, radfahren, spazieren gehen.

Marten erwähnt einmal im Buch, dass er im Sommer nicht von der Insel weg kann, und dass er manchmal im Herbst ein, zwei Wochen wegfährt, gerne nach Österreich, in die Berge. Damit trifft er genau meinen Nerv, denn wenn ich mal nicht am Meer bin, dann würde ich in die Berge fahren.

Marten ist der Typ, mit dem ich auch Dinge unternehmen würde, die ich mich alleine vielleicht nicht traue, z.B. eine mehrtägige Wandertour mit Rucksack, Übernachtungen auf Hütten oder so. Einfach weil ich sicher bin, dass man mit ihm unterwegs auch gut schweigen und die Landschaft gleichermaßen bewundern und genießen kann.

Zum Buch hier lang.

#autorenwahnsinn, Tag 4 – Ein sommerliches Zitat

Watt
Watt
Wer schon einmal an der Nordsee eine Wattwanderung mitgemacht hat, weiß, wie sich das anfühlt. Ich kann mich jedenfalls dafür ehrlich begeistern, und inzwischen vergeht kein Aufenthalt an der Nordsee mehr ohne Wattwanderung. Einmal bin ich sogar vom Festland bis zur Insel Baltrum gewandert – nur mit erfahrenem Wattführer selbstverständlich. Alles andere ist bodenloser Leichtsinn. Und natürlich mussten meine Erfahrungen auch in „Spätsommer auf Borkum“ einfließen:

Anne hatte viel über die Insel gelesen, versucht, sich vorzubereiten, aber das hier konnte kein Foto, kein Buch und kein Video vermitteln: die Luft, die wie Seide über ihre nackten Arme und Beine strich, den Duft der vielen Kräuter, den Blick in die Weite, und den weichen Wattboden unter den Füßen. Anne blieb ein bisschen zurück, als die Gruppe mit Marten ein Stück weiterging, und sah stattdessen aufs Meer hinaus. Vielmehr auf das, was in ein paar Stunden wieder Meer sein würde. Sie konnte in der Ferne nicht genau ausmachen, wo das Wasser anfing. Die feuchte Wattfläche glitzerte in der Sonne, und das Blau des Himmels mischte sich am Horizont mit dem bräunlich schimmernden feuchten Watt zu einer undefinierbaren Farbe im blassen Dunst. Alle Konturen verschwammen, auch die eines kleinen Segelboots, das ganz weit draußen dümpelte. Anne schloss für einen Moment die Augen. Von den Salzwiesen wehte immer noch der würzige Duft des Wermuts herüber, und weit oben kreisten irgendwo Möwen und schienen sich mit ihren Schreien zu unterhalten. Auch andere Vogelstimmen hörte sie, die sie nicht kannte. Noch nicht.

Anne öffnete die Augen wieder und sah auf ihre sandverkrusteten Füße herunter. Was für ein Genuss, wieder einmal barfuß zu gehen. Das Watt war ideal für müde Städterfüße, fest genug, nicht einzusinken, aber weich genug, um die Füße bei jedem Schritt zu massieren. Anne wackelte mit den Zehen. Erstaunlich, diese Fülle von Leben nur wenige Zentimeter unter ihren Fußsohlen. Vermutlich tummelten sich dort tausende von diesen Wattwürmern und Herzmuscheln, die seit Millionen von Jahren im immer gleichen Rhythmus von Werden und Vergehen die Natur im Gleichgewicht hielten. Fressen und gefressen werden, dachte Anne mit Blick auf eine hungrige Möwe, die mit dem Schnabel im Sand gestochert hatte und nun misstrauisch zu ihr herüber sah.

Anne bekam eine ungefähre Ahnung, wie das Leben auf der Insel sein könnte. Im Einklang mit der Natur, aber auch im Kampf gegen sie, wenn es um das eigene Überleben ging. Sturmfluten waren selten, aber wenn es sie gab, dann wüteten sie zerstörerisch.

#autorenwahnsinn, Tag 3 – Wie verbringst Du den Sommer?

IMG_1605Den Sommer verbringe ich nach Möglichkeit draußen. Ich bin ein Draußen-Kind, schon immer gewesen. Am liebsten wäre mir von morgens bis abends, draußen leben, radfahren, essen, lesen, schreiben, schlafen. Das geht nun leider nicht immer, da gibt es sowas wie Job, der diesem Vorhaben leider in die Quere kommt. Von irgendetwas muss man ja leben. :-)

Wenn es nicht der heimische Garten ist, sitze ich auch gerne mal in einem Café, nicht immer, weil Menschen mich oft nerven. Aber manchmal ist mir danach, sie zu beobachten.

Den Sommerurlaub verbringe ich gerne am Meer. Nicht IM Meer, ich bin keine von diesen Wasserratten, die sich ab 18 Grad Außentemperatur zwanghaft in jeden Tümpel stürzen. Ich bin Sternzeichen Skorpion, das sind Wüstentiere, die mögen es warm und trocken.

Bei mir werden bestenfalls die Füße nass. Das wiederum genieße ich sehr – stundenlang am Spülsaum entlang laufen, die Möwen beobachten, mich darüber wundern, dass Wellen und Wind im Sand die selben Muster hinterlassen, und die Gedanken spazieren führen.

#autorenwahnsinn, Tag 2 – Mein Schreibziel für August

IMG_1654Mein Schreibziel für diesen Monat ist sicherlich, eine neue Geschichte zu skizzieren. Das bedeutet: zwei, drei Figuren müsste ich schon einigermaßen klar im Kopf haben, woher sie kommen, was sie wollen, wohin sie gehen und was ihnen passiert.

Außerdem brauche ich zu diesen Figuren natürlich eine Handlung. Es gibt ein paar Ideen, aber wie ich die mit den Figuren unter einen Hut bekomme und wie die Handlung aussehen soll, das ist alles noch sehr unklar.

Fest steht, das nächste Buch soll möglichst wieder auf Borkum spielen, und Ziel ist, bis zum Ende des Monats eine grobe Geschichte zu haben und mit einer Art Planung anzufangen.

Jeder Autor arbeitet anders. Ich zum Beispiel schreibe ein Buch meistens von hinten nach vorne. Ich muss schon wissen, wie es ausgeht, manchmal weiß ich das letzte Kapitel, sogar den letzten Satz schon, noch ehe die Geschichte komplett durchdacht ist.

Anschließend entwerfe ich einen Plan. Ich bin jemand, der sich beim Schreiben gerne an einem Gerüst entlang hangelt und sich trotzdem die Freiheit lässt, dass die Charaktere alles noch einmal umschmeißen, wenn ihnen etwas nicht passt.

Sehr hilfreich bei der Planung finde ich übrigens dieses Buch und empfehle es jedem, der wie ich gerne ein Gerüst hat, das aber nicht zu sehr einengt: Stephan Waldscheidt: Plot & Struktur

#autorenwahnsinn, Tag 1 – Woran schreibst Du?

Ich mache mit beim „Autorenwahnsinn“. Jeden Tag, den ganzen August lang, gilt es eine andere Frage zu beantworten:

#autorenwahnsinn Tag 1: Woran schreibst du diesen Sommer?

Dummerweise schreibe ich im Moment gar nicht, sondern habe gerade erst ein Buch herausgebracht („Spätsommer auf Borkum“). Aber da ich ohnehin vorhatte, die Hintergründe des Buchs mit kleineren Artikeln ein bisschen auszuleuchten, und auch bis vor kurzem noch daran geschrieben habe, nutze ich die Vorgaben des „Autorenwahnsinns“ und verbinde beides miteinander.

„Spätsommer auf Borkum“ ist ein Buch, das aus einer Laune, einer Idee, aus dem Müßiggang des Urlaubs heraus entstanden ist. Ich kann gar nicht mehr sagen, wann sich die Idee mit den beiden Brüdern verfestigte, oder wie ich die Schauplätze ausgesucht oder die Figuren charakterisiert habe. Sicherlich haben der eine oder andere Aufenthalt auf Borkum dazu beigetragen, denn es finden sich in Handlung und Beschreibungen durchaus Dinge der Wirklichkeit wieder. Die Insel als solches sowieso, manches habe ich selbst erlebt, anderes gelesen oder in einem Youtube-Video gesehen. Manches habe ich auch schlichtweg erfunden.

Und dann geschieht das Wunderbare, dass all diese realen, gelesenen und erfundenen Dinge sich in meinem Unterbewusstsein miteinander vermischen und eine homogene Geschichte entsteht, die sich tatsächlich so abgespielt haben könnte. Und wie es oft ist bei Autoren: meine Figuren habe ich sehr liebgewonnen und konnte mich nur schwer von ihnen trennen. Das Wort „Ende“ unter dem Text ist immer ein zwiespältiges. Zum einen das euphorisierende Gefühl, wieder eine Geschichte geschafft zu haben, zum anderen bedeutet es aber auch, meine Protagonisten loszulassen.

Meine Lektorin Dorothea Kenneweg meinte, ich soll doch weiter über Borkum schreiben, vielleicht mit einer Figur, die bisher eher am Rande auftaucht. Vielleicht Heike? Oder Jelko? Bisher habe ich nur ein paar diffuse Ideen, aber wer weiß – wenn der „Autorenwahnsinn“ am 31.08. zu Ende geht – vielleicht habe ich bis dahin schon wieder ein paar Einfälle… :-)

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Behind the scenes –
Borkum, Örtlichkeiten

IMG_6324Spätsommer auf Borkum – so ist es wirklich

Natürlich gibt es die Schauplätze im Roman. Es gibt die Westerstraße, das Schmuckgeschäft mit den Ringen und Kettenanhängern, es gibt die Fußgängerzone mit den vielen Restaurants und Kneipen, sogar das „Lord Nelson“ und die Pizzeria. Das Lebensmittelgeschäft am oberen Ende der Fußgängerzone heißt tatsächlich „Inselwolf“, die Milchbuden gibt es, die kleinen Holzhäuschen der Strandzeltvermieter, das Atelier der Inselmalerin – all das wird der Borkum-Urlauber, der mein Buch gelesen hat, wiedererkennen.

Es gibt auch das Wattwanderbüro mit den Gummistiefeln davor am Busbahnhof, genau wie beschrieben. Drinnen steht sogar eine ausgestopfte Möwe auf dem Tresen – zumindest stand sie dort, als ich das letzte Mal drin war.

Was es nicht gibt, ist das Haus der Bakker-Brüder in der Westerstraße. Es gibt Häuser, die ganz ähnlich aussehen, aber nicht dort, und so, wie es beschrieben wird, ist es komplett meiner Phantasie entsprungen. Also bitte nicht danach suchen oder irgendwo klingeln…

Annes Ferienwohnung gibt es auch – allerdings nicht auf Borkum. Beschrieben habe ich eine Wohnung, die ich vor einigen Jahren in Greetsiel bewohnt habe.

Die Charaktere sind erfunden. Alle bis auf, ich sag mal, ein bis zwei. Susanne gibt es tatsächlich, sie hält Schafe, strickt und schreibt Krimis, und Vorbilder für Marten waren ein bis zwei Wattführer auf Borkum, mein Tankwart und ein Kollege.

Alles, was sonst realistisch ist oder erscheint, wurde gründlich recherchiert. Den Offshore-Windpark Tahkoluoto in Finnland, dessen Schreibweise ich immer wieder nachsehen muss, den gibt es auch, wenn ich auch stark bezweifle, dass jemand namens Tammo Bakker bei den Vorbereitungen mitgemischt hat. :-)

Spätfolgen

Es ist nicht nur eine Tradition und guter Brauch in vielen Familien, sondern wissenschaftlich erwiesen: abendliches Vorlesen ist gut für die Kinder. Es fördert das Sprachverständnis, die Bindung an die Bezugsperson, die Phantasie – kurz, es ist durch nichts zu ersetzen. Und wer jemals gesehen hat, wie sich der leseunkundige Nachwuchs abends in seinem Bettchen in die Kissen kuschelt, während man mit leiser Stimme zum gefühlt vierundachtzigsten Mal die Geschichte von der Henne und dem Brot („… und ich erst recht nicht!“, mit Betonung auf dem ‚erst recht‘) vorliest, der weiß, dass dies alles stimmt.

In meiner Kindheit (bevor ich Lesen gelernt hatte und selber zur Leseratte wurde) gab es außer draußen spielen und dem abendlichen Vorlesen noch nicht viel kindliche Unterhaltung. Selbst Fernsehen war in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhundert, in denen ich aufwuchs, noch spärlich in Gebrauch und unmittelbar nach der Tageschau war bereits Sendeschluss. Oder so. Vorlesen gehörte auch in unserer Familie dazu, wenn ich mich auch nicht mehr genau erinnern kann, wer von der Familie eigentlich vorgelesen hat. Ich glaube, in den meisten Fällen war es mein großer Bruder, was die Auswahl der Lektüre erheblich beeinflusste: neben den bekannten Märchenbüchern waren es vor allem die frühen Pixi-Bücher und Micky-Maus-Hefte. Beides hatte erheblichen Einfluss auf mein Leben. Ich behaupte sogar, dass die Geschichten aus dem Micky-Maus-Heft, zumindest in der Ära der genialen Übersetzerin Dr. Erika Fuchs, einen nicht unbedeutenden Anteil an meiner Allgemeinbildung hatten.

Halt.

Eines fehlt in den vielen pädagogischen Anschauungen: was weiß man eigentlich über die Spätfolgen des Vorlesens? Ich meine jetzt nicht behandlungsbedürftige Psychosen aufgrund eines falsch übermittelten Familienbildes, oder jahrzehntelange Albträume infolge vorgelesener Gruselgeschichten, nein.

Ich behaupte, das Vorlesen im Kleinkindalter prägt auf eine Weise, die meiner Meinung nach noch völlig unerforscht ist. Ich selber bezeichne es als „Sitzungsnarkolepsie“.

Wir erinnern uns an die Ausgangssituation: Kind kuschelt sich in die Kissen, liegt bequem, fühlt sich warm und geborgen, während eine Person mit leiser Stimme spricht. Kind fällt irgendwann in Tiefschlaf und kann sich anschließend an nichts erinnern. Zumindest nicht daran, dass die Nachttischlampe ausgeknipst wurde, die Bezugsperson das Zimmer verließ und die Tür hinter sich schloss.

Die Spätfolge (oder aber frühkindliche Prägung) ist nun meiner Meinung nach, dass der Erwachsene in vergleichbaren Situationen umgehend in Tiefschlaf fällt oder zumindest sehr dagegen ankämpft. Schule, Konferenzen, Kirche, Bahn – überall, wo man mehr oder weniger gemütlich sitzt, monotone Geräusche auf einen einströmen oder eine Stimme sanft salbadert – die Möglichkeiten sind unendlich und jeden Tag erlebt man wenigstens eine davon.

Ich werde das Thema mal einreichen… :-)

 

Claudia Sewig:
Bernhard Grzimek

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Claudia Sewig:
Bernhard Grzimek.
Der Mann, der die Tiere liebte.

Die Gründung des ersten deutschen Nationalparks im Bayerischen Wald, das Bewusstsein für Umweltthemen, der erste Oscar für einen deutschen Dokumentarfilm, die Entwicklung des Naturschutzes in Deutschland, der Begriff „KZ-Hühner“, der Kampf gegen das Abschlachten von Babyrobben in Kanada, enge Zusammenarbeit mit den führenden Wissenschaftlern seiner Zeit, Konrad Lorenz, Otto König und nicht zuletzt Horst Stern – all das ist untrennbar verknüpft vor allem mit einem Namen: Bernhard Grzimek. Er war wohl eine der prägendsten Figuren der 60er, 70er Jahre. Seine Sendung „Ein Platz für Tiere“ war die erste, die ich im Abendprogramm sehen durfte, immer gespannt, welches exotische Wesen der Direktor des Frankfurter Zoos wohl diesmal mitbringen würde.

Jetzt endlich habe ich sowohl mit Vergnügen als auch Faszination die Biografie von Claudia Sewig gelesen, eine nahezu minutiös erscheinende Wiedergabe eines überreichen Lebens. Grzimek war beileibe nicht der freundliche Märchenonkel, als den ich ihn in meiner kindlichen Erinnerung bewahrt habe, er war ein unermüdlicher, unbequemer, kompromissloser und zäher Streiter für die Rechte der wildlebenden Tiere, der sich nicht einmal scheute, auch mit afrikanischen Diktatoren hart zu verhandeln, wenn es der Sache diente.

Als Person war er nicht unumstritten. Er verschwieg gerne, was seiner Reputation hätte schaden können, und sein Privatleben war durchaus turbulent. Dennoch verzeiht man ihm seine ganzen Eigenheiten und Fehler, denn er hat wahrhaftig im Naturschutz unglaubliche Dinge bewegt. Dafür muss man ihm heute noch dankbar sein.

Wer eine Biografie lesen möchte, die einem Abenteuerroman nahe kommt, und gleichzeitig auch einen Abriss der deutschen Fernseh- und auch politischen Geschichte zwischen den 60er und 80er Jahren aus der Sicht des Natur- und Tierschutzes, dem lege ich dieses Buch unbedingt ans Herz.

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Wiedergefunden: ich war damals offenbar ein großer Fan. :-)