DoppeltDasBuch: Denk nach, Juan

“Nach dem Desaster damals mit Inez – kannst Du Dir inzwischen vorstellen, noch einmal zu heiraten? Vielleicht eine Familie zu gründen? Anworte nicht sofort, denke erst nach.”

Juan starrte ihn an und Gian starrte zurück. Er sah, dass es in Juans Kopf heftig arbeitete. Endlich erschien ein Lächeln auf dessen Gesicht. “Ja”, sagte Juan, “ich kann es mir vorstellen.”

Der Barkeeper servierte zwei Wasser und den Kaffee. Gian schob das kleine Tablett mit der Kaffeetasse zu Juan hinüber, drückte ihm eines der Wassergläser in die Hand und nahm das zweite. Sie stießen an. “Dann weißt Du ja, was Du zu tun hast.”

DoppeltDasBuch: Dublin, nach einem Konzert

Christine sah sich im Aufenthaltsraum um. Offensichtlich war alles eingepackt worden, nur ein paar leere Wasserflaschen standen noch herum. Sie ging in den Flur hinaus und stieß beinahe mit Juan zusammen. Er hatte eine Zeitung unter den Arm geklemmt und eilte Richtung Ausgang.

“Juan, warte!” rief Christine hinter ihm her. Juan drehte sich um und runzelte die Stirn.

“Du hast Dein Hemd falsch geknöpft”, sagte Christine und ging auf ihn zu. Juan sah an sich herunter. “Oh.”

“Lass nur, ich helfe Dir”, sagte Christine, knöpfte sein Hemd auf und machte es richtig wieder zu. Juan sah sie abwartend an.

“Du hältst mich auch für einen Idioten, oder?”

Christine schloss den obersten Knopf, bevor sie antwortete. “Nein, das tue ich nicht”, sagte sie ernst. “So lange Du Deine Kitty nicht wiedergefunden hast, bist Du nur ein bisschen verwirrt, das ist alles.”

“Verwirrt??” Juan schnaubte belustigt. “Ich bin sicher, den Jungs sind inzwischen eine Menge anderer Ausdrücke eingefallen.”

“Du hast jemanden ins Herz geschlossen, der davon noch nichts weiß. Deswegen bist Du verwirrt, Du weißt nicht, wie es weitergeht. Sobald Du es ihr gesagt hast, wirst Du klar sehen, so oder so.”

Juan seufzte. “Wenn es doch nur endlich so weit wäre.”

“Hab Geduld, Juan, Du wirst sie schon finden.” Christine gab ihm einen Kuss auf die Wange. “Und jetzt ab mit Dir, lass die anderen nicht warten.”

Juan lächelte schief. “Danke”, sagte er und zeigte auf seine Knöpfe und dann auf seine Wange.

DoppeltDasBuch: Auszug aus einem Interview mit Juan

Zurück zu Kitty.

Ja. Sorry, ich habe den Faden verloren. Wie war die Frage?

Haben Sie gleich begriffen, dass es Liebe ist?

Nicht sofort. Ich spürte eine starke Anziehungskraft, ich wollte sie immer nur ansehen, ich hatte plötzlich den dringenden Wunsch, diese Frau näher kennenzulernen. Nein, das ist falsch, ich hatte das seltsame Gefühl, ich kannte sie schon. Sie war klar wie Glas. Ich wollte mir ihr zusammensein, mit ihr alles Mögliche unternehmen, sie beobachten, wie sie auf meinen Gesang, auf ‘Con Pasion’, wie sie auf einen Kinofilm reagiert, wollte sie gleichzeitig beschützen und vor der Welt verstecken, aber sie auch stolz allen zeigen, wollte mit ihr zu Hause herumlümmeln, auf die Malediven fahren, alles sowas.  Plötzlich sah ich mich nicht mehr alleine, sondern zusammen mit Kitty. Ich wollte alles auf einmal – mit ihr gemeinsam. Und ich wusste, es würde funktionieren, ich hatte überhaupt keine Zweifel. Das war eine ganz, ganz merkwürdige Erfahrung. Ich habe sofort gespürt, dass sie für mich etwas ganz Besonderes ist und dass da auch etwas zurückkam, was ich zunächst nicht definieren konnte.

DoppeltDasBuch: Glühwein

Es wird ja immer geschrieben und mir auch von anderen Autoren gesagt: „Trink bloß keinen Alkohol, während Du schreibst. Das wird nur Gefasel, das Du am nächsten Morgen wegwerfen kannst.“

Bisher hatte ich mich brav daran gehalten, was mir nicht schwer fällt, da ich ohnehin selten etwas trinke.

Gestern abend jedoch wurde ich nachdenklich. Ich kam nach einem Besuch auf dem Weihnachtsmarkt (mit reichlich Glühwein abgefüllt, höhöhö) nach Hause, und hatte auf meinem Computer noch ein Kapitel geöffnet, an dem ich im Grunde seit Wochen immer wieder einmal arbeite, vor allem an einer ganz bestimmten Szene. Unterhalb des Kapitels stehen noch Notizen und Varianten der Textabschnitte, ein ziemliches Durcheinander. Nicht nur in der Textdatei, sondern offensichtlich auch in meinem Kopf.

Ich überflog das Kapitel noch einmal, setzte einen Abschnitt im Text höher, formulierte hier etwas um, schrieb da noch etwas dazu, und siehe da: plötzlich setzten sich ein paar Puzzleteile wie von selbst an die richtige Stelle. Es ist noch nicht perfekt, aber um Längen besser als das, woran ich so lange herumgefeilt hatte.

Ergo: Vielleicht bin ich bisher zu verbissen gerade an dieses Kapitel herangegangen, und erst der Glühwein hat mir die nötige Lockerheit verpasst.

Gefährliche Erkenntnis… 😉

Glühwein
Glühwein
(Artikel von Dezember 2011)

DoppeltDasBuch: Wiedersehen

Juan kämpfte gegen den Impuls an, sie einfach in seine Arme zu ziehen. Er wusste nicht, was er tun sollte, und das war neu für ihn. Er brauchte Kitty nichts vorzuspielen – sie hatte ihn schon in einem seiner schwärzestens und schwächsten Momente erlebt. Hilflos, schwach und desorientiert.

Kitty kam ihm zuvor. Sie lächelte. Erst zaghaft, dann strahlte sie. Die grünen Augen lächelten mit, voller Wärme, voller Freude. Und er lächelte zurück. Es passierte ganz von selbst.

DoppeltDasBuch: Macht Schreiben unbeliebt? Könnte sein… ;-)

„Hier möchte ich möglichst nie wieder auftreten müssen“, sagte Juan, als er zusammen mit Gian nach dem Schlussapplaus zu ihren Garderoben ging.

Gian musterte im Vorbeigehen die kahlen Betonwände des langen Gangs, der von der Rückseite der Bühne unter dem Saal hindurch zu den Garderobenfluren führte. Er zerrte bereits ungeduldig an seiner Fliege und öffnete die Knöpfe seiner Smokingsjacke.

„Du magst Wien nicht?“

„Das auch. Den Leuten hier kannst Du im Gehen die Socken stopfen, und sie jammern in einem fort herum. Ich mag das nicht.“

Gian grinste. „Das ist vermutlich der berühmte Wiener Schmäh.“

„Und ich mag diese Stadthalle nicht. Mal ehrlich, gehen Dir diese Riesenhallen nicht auch auf den Keks?“ Wie zur Bestätigung hallten gerade ihre Schritte auf nackten Betonboden besonders laut.

Gian nickte. „Unpersönlich, kalt, keine Atmosphäre. Für die nächste Tour sollten wir uns einen anderen Rahmen überlegen.“

DoppeltDasBuch: Rastloses Hirn

Wenn ich mich gedanklich mit meiner Geschichte beschäftigte, mache ich das nicht von 8.00 bis 12.00 Uhr, oder von montags bis freitags, oder nur am Wochenende – es ist ein ständiger Denkprozess, in dem alles, was täglich um mich herum passiert, einen Platz findet, wenn ich es irgend verwenden kann. Ich fürchte, eine Menge Kollegen und Freunden werden sich in dem fertigen Werk wiederfinden, entweder ziemlich genau porträtiert oder aber mit einzelnen Begebenheiten oder Zitaten.

Was aber macht man, wenn man gerade nicht am Computer sitzt oder einen Notizblock zur Hand hat? Da ich das iPhone schon allein wegen Twitter eigentlich immer dabei habe, nutze ich hier das Notizbuch. Es eignet sich zumindest für kurze Sätze oder einzelne Stichworte, die aber automatisch per Mail an meinen Rechner geschickt werden, wo ich sie dann einfach ausdrucken oder herauskopieren und verwenden kann.

Screenshot Notizblock
Screenshot Notizblock

DoppeltDasBuch: Theorie und Praxis

Zum Teufel mit allen Theorien. Es funktioniert immer noch am besten, eine Szene im Kopf wie einen Film abspulen zu lassen.

Hinsetzen, Augen schließen, Ruhe. Wen sehe ich, wer ist daran beteiligt, wo spielt sich das Ganze ab, manchmal auch, was haben die Charaktere an (oder auch nicht an), essen sie, trinken sie, rauchen sie, wie fängt die Szene an, wie hört sie auf, welchen Zeitraum umfasst sie. Riecht es dort? Ist es ein Restaurant, durch das Essensdüfte ziehen? Eine Straße mit Abgasen und Autohupen? Gibt es andere Geräusche? Musik?

Wenn es gelingt, die Szene vor dem inneren Auge zu sehen, quasi dort zu sein und es zu erleben, dies alles einzufangen, die Stimmung, die Umgebung, in kleinen und kleinsten Nebensätzen und Bemerkungen – dann wird eine Szene richtig gut. Und man fühlt sich sauwohl, wenn es gelingt. :-)

DoppeltDasBuch: Muse


Eine Muse (griechisch Μοῦσα) ist eine Person, die einen anderen Menschen zu kreativen Leistungen anspornt oder inspiriert. Oft sind Musen Frauen und Männer im Umfeld von Künstlern und Künstlerinnen.
Musen werden seit der Antike als göttliche oder genialische Inspirationsquelle für Künstler genannt (Musenkuss; von der Muse geküsst). Ursprung ist die antike Vorstellung, dass Ideen (das Denken) nicht selbst entwickelt, sondern von Göttern (oder eben Musen) von außen eingegeben werden.
In der Neuzeit begann man, auch tatsächliche Personen als Musen zu bezeichnen – meist Freundinnen von Künstlern, vereinzelt auch Männer. Sie inspirieren die Künstler durch ihren Charakter, ihre Ausstrahlung, ihre menschliche Zuwendung, durch eine erotische Beziehung, meist durch eine Kombination all dieser Faktoren.

(Quelle: Wikipedia)

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