„Wem vertrauen wir, obwohl wir ihn nicht kennen?“ (Sherlock, Staffel 1, Folge 1)
Was man schon immer über Taxifahrer wissen wollte – in diesem Buch erfährt man es! Ich habe schon öfters im Blog von Sascha Bors (http://gestern-nacht-im-taxi.de) herumgestöbert und mich riesig gefreut, seine Geschichten aus meiner Lieblingsstadt Berlin rund um Taxi, Fahrer und Gäste nun kompakt als Buch lesen zu können. Auf Sascha aufmerksam geworden bin ich auf Twitter (@sashbeinacht), denn er schreibt nicht nur in seinem Blog unterhaltsam, sondern spielt ohnehin gern mit Worten herum, er ist unglaublich witzig und hat das Herz am rechten Fleck.
Ich wurde vom Buch nicht enttäuscht: Sascha Bors hat einen lockeren, aber ungemein treffenden Schreibstil, teilweise hab ich beim Lesen über seine Erlebnisse laut gelacht. Andere Stellen wiederum machten mich nachdenklich, denn obwohl ich, wie wohl jeder, schon oft im Taxi mitgefahren bin, hab ich mir über diesen Beruf nie viele Gedanken gemacht. Das hat sich geändert, und zwar grundlegend. Meine Hochachtung vor einem anstrengenden und oftmals schwierigen Beruf. Hoher Unterhaltungswert, uneingeschränkte Lese- und Kaufempfehlung!
Wenn man in Berlin mal allein sein will, also, wirklich allein – dann sollte man an einem kalten Wintertag den Jüdischen Friedhof an der Schönhauser Allee in Prenzlauer Berg besuchen. Wer nicht gezielt hierhin will, wird den Friedhof abseits der Touristenwege nämlich kaum ansteuern.
Vorweg: das mit dem „Alleinsein“ ist relativ. Kaum einer mag an einem kalten Februartag, wenn einem der eisige Wind um die Ohren pfeift, überhaupt nach draußen, geschweige denn auf einen Friedhof gehen. Ich war der einzige Besucher an diesem Vormittag. Und ich meine das mit dem Alleinsein nicht negativ. Man kann Ruhe und Abgeschiedenheit auch genießen, ich bin ja so ein Mensch (siehe Seite „Sepulkralfotografie„). Ich bin gerne mit der Kamera auf Friedhöfen unterwegs, und hier erhoffte ich mir neben einem Einblick in die jüdische Kultur auch neue, womöglich ungewöhnliche Motive.
Die gibt es in der Tat zuhauf, vor allem leider deswegen, weil der Friedhof, wie man sich denken kann, eine wechselvolle Geschichte hatte. Hauptsächlich wurde er zwischen 1827 und 1880 genutzt, und man kann an den Grabstätten die allmähliche Veränderung des traditionellen jüdischen Lebens im 19. Jahrhundert nachvollziehen. Inschriften änderten sich, auch die Art der Grabsteine, was Gestaltung und Material betrifft. Während des 2. Weltkriegs wurden Verzierungen und Grabgitter aus Metall geraubt und eingeschmolzen, zwischen den Gräbern Schützengräben gezogen. Später fielen Grabstätten immer wieder Vandalismus zum Opfer, die Spuren aus Jahrzehnten sieht man überall, umgeworfene Grabsteine, sogar Monumente mit deutlichen Brandspuren. Manche Grabsteine konnten bei Restaurierungsarbeiten keiner bestimmten Grabstelle mehr zugeordnet werden und wurden im „Lapidarium“ im Eingangsbereich des Friedhofs aufgestellt. Hier gibt es auch eine kleine, aber sehr informative Dokumentation über jüdische Friedhofskultur und jüdische Trauerrituale.
Insbesondere diese kleine Ausstellung hat mich sehr berührt, wurden mir doch Details des jüdischen Glaubens nahegebracht, die mir bis dahin unbekannt waren, zum Beispiel:
Jüdische Gemeinden haben sich immer bemüht, einen Friedhof als Eigentum zu erwerben, um die Totenruhe für alle Zeit zu garantieren. Der Grund hierfür ist die jüdische Vorstellung von Tod und Auferstehung:
Vor etwa 2000 Jahren entwickelten die Rabbiner die Lehre, dass Gott am sechsten Schöpfungstag die Seelen aller Menschen, die jemals auf Erden leben werden, erschaffen hat. Im Gan Eden, dem Paradies, warten sie darauf, während des Zeugungsaktes in den ihnen vorbestimmten Körper eingeleibt zu werden, geboren zu werden und zu leben. Nach dem Tod des Menschen wird der Körper begraben und die Seele kehrt in das Paradies zurück. Wenn nun alle Seelen genau einmal in ihrem bestimmten Körper gelebt haben und zurückgekehrt sind, dann ist, so die Gelehrten des Talmud, der Tag der Auferstehung gekommen. Jede Seele wird mit dem Körper, mit dem sie das irdische Leben geteilt hat, zusammengeführt werden und die Wonnen des ewigen Lebens genießen.
Einen Besuch kann ich unbedingt und uneingeschränkt empfehlen, und der Friedhof ist in wenigen Schritten vom U-Bahnhof „Senefelder Platz“ gut zu erreichen. Achtung bei den Öffnungszeiten, die sind leider nichts für Wochenendbesucher: freitags ist der Friedhof nur bis 14.30 Uhr geöffnet, samstags und sonntags geschlossen. Einzelheiten im oben verlinkten Wikipedia-Artikel und auf der Webseite von Berlin.de.
Ein Buch, das ich seit meiner Kindheit besitze und liebe, auch wenn ich es seit Jahrzehnten nicht mehr gelesen hatte. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, es noch einmal hervorzuholen.
Sterling North (4. November 1906 – 22. Dezember 1974) war ein US-amerikanischer Schriftsteller. Er stammt aus dem Bundesstaat Wisconsin und ist sehr naturverbunden aufgewachsen. Als Kind hielt er unzählige Tiere und streifte frei und ungebunden durch die Wälder rund um seine Heimatstadt. „Rascal, der Waschbär“ ist sicherlich sein bekanntestes und auch schönstes Buch – aber nicht nur für Kinder.
Man liest es als Erwachsener ganz anders. Die Geschichte spielt um die Zeit des Ersten Weltkriegs, ist also inzwischen hundert Jahre alt. Stand für mich als Kind noch die Geschichte des Jungen und des Waschbären im Mittelpunkt, den er im Wald findet und aufzieht, so fasziniert mich heute auch die Schilderung der Natur und der damaligen Lebensumstände in Wisconsin. Mit meist nur wenigen, aber treffenden Worten und Sätzen, mit denen er das tägliche Leben und menschliche und tierische Charaktere schildert, vermag Sterling North in eine andere Welt zu entführen. In die Welt, die auch in einer Kleinstadt in Wisconsin nicht frei von Problemen war, aber in der die Menschen ruhiger, einvernehmlicher, freundlicher und naturverbundener lebten. Niemand ballert ohne Grund mit dem Gewehr herum (außer, er will den Hühnerstall gegen den möglichen Übergriff eines Waschbären verteidigen), und niemand betreibt Raubbau an der unberührten Natur, sondern entnimmt ihr nur, was er unmittelbar zum Leben braucht.
Inzwischen gibt es Waschbären nicht nur in Nord-Amerika, sondern durch verschiedene Umstände auch in Europa, und die kleinen Bären breiten sich rasant aus. Das war der Anlass, das Buch noch einmal hervorzuholen.
Das Buch ist leider (mit anderem Umschlagbild) nur noch antiquarisch zu bekommen, aber man wird im Internet fündig, daher unbedingte Leseempfehlung!
Bei meinem ersten Besuch auf dem Hauptfriedhof Neuss war ich angenehm überrascht, hatte ich doch in der niederrheinischen Eintönigkeit auf Friedhöfen nicht so viel Abwechslung erwartet. Wie beschrieben, wollte ich den Friedhof ein weiteres Mal besuchen, und dann einen anderen Teil.
Diese Gelegenheit bot sich nun, da ich herausgefunden hatte, dass sich ganz am anderen Ende des Geländes ein kleiner jüdischer Friedhof befindet, den wollte ich besuchen. Leider auch hier, wie so oft: verschlossen. Keine Angabe, ob, und wenn ja, an welchen Tagen der Friedhof geöffnet ist. Das niedrige Tor hätte ich locker überwinden können, aber sowas macht man nun mal nicht. Wenigstens einige Fotos über den Zaun hinweg waren möglich, hier eins davon:
Gleich gegenüber ein weiterer Eingang zum Hauptfriedhof, und da war ich nun wirklich in der richtigen Gegend für eine Fotosafari gelandet: das waren keine Gräber mehr, sondern monumentale Anwesen für die Reichen der Stadt. Fotos waren fast nur im Hochformat möglich. Ein paar Eindrücke in der Bildergalerie. Der Buddha hat mich überrascht, das Engelchen, das sich zwischen den Buchsbaum duckt, amüsiert, und die Jesusfigur mit dem ausgeprägten Brustkorb fand ich, nun ja, …
Der Titel täuscht etwas. 2014 war gewiss nicht ‚mein‘ Jahr. Man könnte es meiner Meinung nach sogar aus dem Kalender streichen – und wo ist überhaupt Heribert Illig, wenn man ihn braucht? 😉
Wenn mich etwas erfreut hat, waren es oft die kleinen Dinge am Rande. Oder die unerwarteten. Oder die spontanen. Wie zum Beispiel ein kurzentschlossener Besuch im Februar 2014 bei der Berlinale. Oder besser gesagt: ein Besuch von Berlin im Berlinale-Fieber. Denn um die Wahrheit zu sagen: ich habe keinen einzigen Film gesehen. Aber am roten Teppich gestanden – und George Clooney zugejubelt! Ein Hauch von Hollywood! Berlin war eine einzige Partymeile, tolle Stimmung, verrückte Typen, Gedränge, Autogrammsammler, eine selbst für Berlin ungewöhnliche Betriebsamkeit, und trotzdem alles gelassen und gesittet. Meistens jedenfalls.
Winter und Frühjahr sind in den letzten Jahren traditionell Kinofilmen gewidmet. Meist starten die interessantesten Filme im Winter, und in Vorbereitung auf die Oscar-Verleihung, die immer Ende Februar stattfindet, versuche ich, so viele der nominierten Filme wie möglich vorher zu sehen. In 2014 hat es sich besonders gelohnt, sich die Nacht um die Ohren zu schlagen, die Oscar-Verleihung war ein ausgesprochen unterhaltsamer Abend mit dem meist retweeteten Twitter-Selfie ever:
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Wunderschön, meditativ und zum Träumen romantisch: die Musik von William Fitzsimmons. Der Typ mit dem grausligen Bart und der Samtstimme. Er gastierte in Köln, und ich hatte mir zum Glück rechtzeitig ein Ticket besorgen können. Ein wunderschöner Abend.
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Ein nachhaltiges Ereignis in jeder Hinsicht war sicher das Unwetter am Pfingstmontag. Ich erinnere mich, dass wir abends im Wintergarten saßen, während es draußen über eine Stunde lang ununterbrochen grollte und blitzte und wir uns von Wolkenmassen und Regengüssen förmlich überrollt fühlten. Ich mag Gewitter, habe auch überhaupt keine Angst davor, aber dies war extrem unheimlich. Am nächsten Morgen sah alles erst einmal ganz normal aus. Im Garten war nicht ein einziger Blumentopf umgefallen, und auf dem Weg zum Bahnhof lagen lediglich ein paar Äste, nichts Ungewöhnliches also. Wie sich dann herausstellte, war Kaarst wohl eine Insel der Glückseligkeit, während nur wenige Kilometer weiter eine Schneise der Verwüstung geschlagen war. Hunderte, tausende Bäume im Umkreis abgeknickt und umgefallen wie Streichhölzer, Straßen und Bahngleise tagelang komplett blockiert, der Wald zwischen Kaarst und Neuss existiert nur noch zum Teil, es war (und ist) unbeschreiblich. Und bis heute (Stand Dezember 2014) sind noch längst nicht alle Schäden beseitigt.
So sah am Tag nach dem Sturm der Radweg aus, den ich üblicherweise von Kaarst nach Neuss befahre (hinten im Bild sieht man, dass es dort nicht weitergeht), und das war noch vergleichsweise harmlos:
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Aber nun zu erfreulicheren Dingen. DAS Highlight des Jahres war – und nicht nur für mich – die Fußballweltmeisterschaft in Brasilien. Eigentlich interessiert mich Fußball eher nicht so. Aber bei Turnieren wie der EM oder WM packt es mich immer wieder, und ich finde, dieses Weltmeisterschafts-Turnier hatte etwas ganz Besonderes: es waren unglaublich spannende und dramatische Spiele dabei, viele unerwartete Ergebnisse, und irgendwann begann auch ich vom Weltmeistertitel zu träumen, den „wir“ gewinnen könnten. Dass ich aber das Endspiel an einem sehr ungewöhnlichen Ort schauen würde, hatte ich in meinen kühnsten Träumen nicht erwartet. Mein Highlight des Jahres: Das WM-Sofa.
Einquartiert hatten wir uns, wie so oft, im Hostel-Boot „Eastern Comfort“ an der Oberbaumbrücke. Dies ist mein Lieblingsplatz:
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Im September wurde ein neues Familienmitglied begrüßt: ein 13 Jahre alter Opel Corsa, den ich im Wortsinne geerbt habe. Technisch tip-top in Ordnung, und ich hoffe, wir werden es noch ein paar Jahre miteinander aushalten:
Nach ungefähr 15 Jahren ohne eigenes Fahrzeug und vier Jahren Betteln beim Sohnemann („kann ich mal eben das Auto haben…?“) endlich wieder ein fahrbarer Untersatz. „Nimm DAS!“, sagte das Leben zu mir. Ein Auto sollte her, nachdem der Sohn ausgezogen ist, das war schon vorher klar, aber eigentlich wollte ich einen Polo, auf jeden Fall einen Viertürer, niemals Automatik, und als Farbe schon gar nicht blau… Und was habe ich bekommen??? 😉
Corsi stammt übrigens aus Berlin, und nach einer Abschiedsfahrt an allen Sehenswürdigkeiten der Stadt vorbei sind wir erst nach Hause ins Rheinland und kurz darauf zusammen nach Hamburg und zurück gefahren. Corsi hat sich tapfer geschlagen.
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Im September ist endlich der zweite Band der Kitty-Geschichte herausgekommen, den man aber auch lesen kann, ohne den ersten Teil zu kennen:
Eine Buchbeschreibung findet sich auf einer Extraseite. Der Roman ist wie immer erhältlich bei Amazon als Taschenbuch und Kindle-Ausgabe. Für Amazon-Hasser möchte ich noch hinzufügen, dass ich viele (berechtigte) Bedenken teile, allerdings sind die Bedingungen und der Service für Selfpublisher überaus günstig. Und ich bleibe mein eigener Herr. Ich schreibe zu meinem Vergnügen, die Bücher, die mir gefallen, und wenn sie anderen auch gefallen, umso besser.
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So gesehen, gab es viele Ereignisse, die mir in 2014 Freude gemacht haben, aber wenn man nach 17 Jahren turbulenter, inniger und wunderbarer Freundschaft gänzlich unerwartet einen lieben Menschen verliert, werden sie plötzlich bedeutungslos. Der Schock sitzt immer noch tief.
Danke, Thomas. Für alles.
Nüchterne Fakten bei Wikipedia: Thomas Hailer.
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Zum Schluss noch ein Linktipp (Achtung: Katzen-Content!): Tiere gehörten zu meinem Leben immer irgendwie dazu, soweit es sich neben dem Beruf machen ließ. Katzen gehen leider gar nicht, weil ich eine Katzenhaarallergie habe. Trotzdem oder vielleicht genau deswegen habe ich so viel Spaß an der WebCam von Foster Dad John. John Bartlett lebt in Seattle/USA, ist ein Supertyp, Katzennarr und verbringt einen Großteil seiner Freizeit damit, herrenlose Katzenmütter bei sich aufzunehmen, die Jungen großzuziehen und sie schließlich in gute Hände zu vermitteln. Viele der neuen Besitzer legen anschließend Facebookseiten über ihre neuen Hausgenossen an, so dass man weiterverfolgen kann, wie es den Kätzchen ergeht. Die kleinen Katzen kann man, so lange sie bei John sind, rund um die Uhr über eine WebCam beobachten, und es macht so viel Spaß, ihnen zuzusehen, wie sie allmählich ihre Umwelt erkunden und zu gesunden und selbstbewussten jungen Katzen heranwachsen. John benennt die Würfe immer nach Charakteren aus Spielfilmen oder Serien, im Moment (Dezember 2014) sind es die „Springfield-Kittens“. Hier geht es zu Johns Live-Kamera.
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Ausblick auf 2015: Ich hoffe sehr und bin optimistisch, dass das kommende Jahr wieder ganz viel mit Büchern zu tun hat, mit eigenen und denen befreundeter Autoren. Ein fertiges Buch liegt hier noch in der Schublade, das nach Überarbeitung schreit, und ich hoffe, ich kann es im Frühjahr herausgeben. Außerdem bin ich mit großer Begeisterung Testleser für Michael Meisheit (alias Vanessa Mansini) und Elke Bergsma (die mit den Ostfriesenkrimis) und ich freue mich jetzt schon auf neue Projekte der beiden.
Große Reisen sind vorläufig keine geplant, der Zahnarzt hat meine Ersparnisse leider aufgefressen, kleinere Trips liegen aber an und werden möglich sein, so im Februar wieder zur Berlinale nach Berlin (diesmal aber vier Tage) und im März hoffentlich nach Leipzig zur Buchmesse. Ja, und ein paar Tage am Meer wären auch mal wieder schön…
Vernarbt, verletzt, verängstigt – so muss man sich die junge Frau Anfang 30 vorstellen, die auf Reisen geht, um alles zu vergessen: Die kräftezehrende und schmerzhafte Krebsbehandlung, die Komplikationen und weitere gesundheitliche und menschliche Katastrophen. Ihre Reiseziele sind Orte, die sie schon immer einmal sehen wollte. Und die sie auf jeden Fall gesehen haben will, falls der Krebs wiederkommt. Weil das Leben so kurz ist. Weil sie herausfinden will und muss, was, außer Narben und Verletzungen und Ängsten, von ihr selbst übrig geblieben ist. Ein halbes Jahr lang nimmt sie eine Auszeit, reist in die USA, nach Brasilien, Argentinien, Südafrika, findet Menschen, findet Landschaften, Gesellschaft, Einsamkeit, Schmutz, Schönheit – und schließlich sich selbst. Und lernt: Verlässlich im Leben sind nur der eigene Mut und das Vertrauen in die eigene Stärke. Manches aus ihrem alten Leben bleibt ungelöst, mit der Rückkehr nach Hamburg sind alte Probleme wieder da, aber im neuen Licht.
Ein Buch, das wunderbar geschrieben ist, in einer ganz eigenen, persönlichen, ausdrucksvollen und treffenden Sprache, manchmal lustig, oft berührend und immer ehrlich. Danke an die Autorin, die uns Leser mitnimmt auf eine Reise um die Welt und in ihr eigenes Seelenleben.
Ein Buch, das ich uneingeschränkt allen empfehle, die auf der Suche sind.
Und auch sonst allen.
In den meisten Fällen weiß niemand – außer dem Autor selbst – wie viele Seiten für ein Buch tatsächlich geschrieben wurden und wie viele davon überhaupt nur im fertigen Buch gelandet sind. Ich behaupte mal: die Hälfte. Höchstens. Vielleicht auch nur ein Drittel.
Es gibt ganze Szenen, die fertig geschrieben sind, aber wegfallen (müssen), weil sie die Handlung nicht voranbringen. Es gibt auch Szenen, die zum Ausprobieren geschrieben werden. Kann ich das so ausdrücken, wie ich es vor meinem geistigen Auge sehe? Vieles wird daraufhin verworfen, weil es niedergeschrieben dann doch nicht so gut klingt, etwa kitschig oder zu langweilig. Oft ist es dann so, dass genau die Zeilen, die einem so schwer fallen, tatsächlich gar nicht in die Geschichte passen.
Manchmal schreibe ich auch Szenen mehrfach um, weil sie den Kern der Sache nicht treffen, oder weil die Hauptfiguren es sich anders überlegen.
Es kommt auch vor, dass die Handlung sich ändert. Viele Autoren kennen das: wenn man die Figuren erst einmal so weit hat, dass sie von selbst laufen, machen sie, was sie wollen, und man kann es nur noch mitschreiben, aber nicht mehr beeinflussen. Wichtig ist, dass sie das vorher gesteckte Ziel am Schluss erreichen, aber der Weg dorthin ist manchmal verworren. Das bedeutet auch, dass man vorher entworfene Dialoge oder Handlungen, die erst für später im Buch geplant waren, in die Tonne kloppen kann.
Genau das sollte man aber nicht tun: in die Tonne kloppen. Ich habe immer die verschiedenen Stadien eines Buchs noch abgespeichert und kann mir Szenen, die ich im Verlauf des Schreibens verworfen habe, wieder hervorholen.
Im konkreten Fall ist es so, dass in meinen beiden ersten Büchern der Naturforscher Ramón eine wichtige, aber keine tragende Rolle spielt. Er lebt aber in einer wunderschönen Umgebung (Kanareninsel La Gomera), ist Naturforscher (und Heilkundiger) und erlebt eine Menge spannender Dinge, die ich bisher nicht berücksichtigen konnte, weil er nicht die Hauptperson war.
Aber das kann sich ja ändern…
Sollte es mich wieder einmal nach Hamburg verschlagen, so hatte ich mir seit langem vorgenommen, wollte ich ihn endlich besuchen: den Ohlsdorfer Friedhof. Ich habe absichtlich das Wort „Friedhof“ im Titel nicht erwähnt, denn in der Tat ist er viel mehr als das: der größte Parkfriedhof der Welt, mit Betonung auf Park.
Das Gelände ist knapp 400 Hektar groß und damit mehr fast viermal so groß wie der Hyde Park in London, und auch größer als der Central Park in New York (sofern die Angaben stimmen, die ich gefunden habe). Nun, wundern würde es mich nicht.
Der ganze Park ist, bis auf die Spazierwege zwischen den Gräbern hindurch, bei 30 Km/h mit dem Auto befahrbar, es gibt alleine 12 verschiedene Kapellen, den Seemannsfriedhof, Kriegsgräber, die Gräber für die Opfer der Sturmflut von 1962, und, und, und. Es gibt keine Unterscheidung nach Religionen, der Park ist eine riesige, wunderbare, alte Grünanlage, in der Spaziergänger, Radfahrer und Jogger ebenso willkommen sind (so lange sie sich dem Ort angemessen verhalten, natürlich). Nicht zu vergessen das reichhaltige Vogel- und Wildleben. Eichhörnchen en masse, sogar große Hasen sieht man zwischen den Gräbern, Eichelhäher, Spatzen, Elstern, Rotkehlchen – ein Refugium für alle einheimischen Tierarten.
Die Gestaltung der Gräber entsprach in etwa dem, was ich erwartet hatte: norddeutsche, hanseatische Zurückhaltung und Bescheidenheit. Keine protzigen Grabmäler, sondern eine gewisse Schlichtheit der Grabsteine, was nicht unbedingt Gleichförmigkeit bedeutet.
Ich hatte leider nicht die Zeit, den ganzen Park in Ruhe zu erkunden, dafür hätte ich vermutlich zwei Tage gebraucht, ich konnte mich nur punktuell umsehen und habe einige Fotos gemacht, die die Atmosphäre am besten einzufangen schienen.
… und nun ist das zweite schon auf dem Markt. Und es gibt viele Ideen für weitere.
Nach über einem Jahr Pause in der aktiven Schreiberei und nur gelegentlichen Anfällen von oberflächlichen Korrekturen ist das zweite “Baby” nun doch fertig geworden. Quasi so nebenbei. Das ist der Vorteil, wenn man als Verleger und Autor sein eigener Herr ist. Dinge können in Ruhe “reifen”, Texte können, obwohl fertig, liegenbleiben – und der zweite Band ist meiner Meinung nach besser als der erste, was ich vorher kaum zu hoffen gewagt hätte.
Im zweiten Buch geht es wieder um Kitty und Juan – aber keine Angst, es kann auch gelesen werden, wenn man den ersten Teil nicht kennt.
“Darling, es wird wieder später!”
Erscheinungsdatum: 11. September 2014
Genre: Roman
ISBN-13: 978-1500844936
ISBN-10: 1500844934
Herausgeber: Sabine Kern
INHALT:
Frisch verheiratet und von Köln über Berlin nach London – für die Journalistin Kitty Sander verläuft das Leben auf der Überholspur, seit sie den Sänger Juan Torres kennengelernt hat. Nach der schnellen Hochzeit freuen sich beide auf ihr Zusammenleben in London und stürzen sich voller Energie in neue berufliche Aufgaben. Vor Juan und der Gesangsgruppe Con Pasion liegen anstrengende Wochen im Studio, um ein neues Album aufzunehmen, und Kitty beginnt einen Job, in dem ihre gesamten journalistischen Erfahrungen gefragt sind. Ihre Recherchen sind allerdings nicht ganz ungefährlich …
Ein weiteres Buch, in dem es ein letztes Mal um die vierköpfige Gesangsgruppe geht, und das eher fantastisch und komisch werden wird, ist in Vorbereitung und soll Anfang 2015 erscheinen. Bisheriger Arbeitstitel: “Lost In Time”.
Ein winziger, verwunschener, fast vergessener kleiner Friedhof, der sich in Wilmersdorf zwischen zahlreiche Bahngleise gequetscht hat. Oder war zuerst der Friedhof und die Bahngleise wurden respektvoll drumherum gelegt? Ein Friedhof jedenfalls, der vor allem den Wortteil „fried“ bedient, nämlich im Sinne von „friedlich“. Von ferne hört man ab und an Züge vorbeirattern, aber das erinnert eher an Reisen, an die letzten Reisen, die hier angetreten wurden, und hat beinahe etwas Poetisches.
Ich hätte den kleinen Friedhof nie gefunden, wenn nicht ausgerechnet hier die Bestattung eines guten Freundes gewesen wäre. Ich bin überzeugt, ihm gefällt es hier. Die Mischung aus altertümlich und berlinerisch verschmitzt hätte ihm gefallen.